Positionspapiere
Stellungnahme zum CHE-Ranking 2019
Im Mai 2019 soll erneut ein Hochschul-Ranking, das nominal vom Centrumfür Hochschulentwicklung (CHE) durchgeführt wird, veröffentlicht werden. Die Zuarbeit für dieses Ranking, das dann in der Wochenzeitung Die Zeit und mittels anderer Medien vermarket wird, soll auch dieses Jahr wieder von den Instituten und Seminaren erbracht werden. Wir verweisen in diesem Zusammenhang noch einmal auf den Beschluss der Mitgliederversammlung des Deutschen Anglistentages aus dem Jahr 2015, wonach sich die deutsche Anglistik bis auf weiteres nicht an CHE-Rankings beteiligt. Dieser Beschluss deckt sich mit den Empfehlungen des Philosophischen Fakultätentages als der hochschulpolitischen Vertretung der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften an den deutschen Universitäten und anderen Fachverbänden. Für eine ausführliche Begründung der Haltung, die neben der strukturellen Problematik auch die methodischen Schwächen des Rankings aufzeigt, verweisen wir auf unsere ausführliche Stellungnahme zum CHE-Ranking vom 23. März 2017.
Stellungnahme des Deutschen Anglistikverbandes zum Ranking des Faches Anglistik 2016 durch das CHE
Das von der Bertelsmann Stiftung mitbegründete Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) führt seit vielen Jahren nach Fächern geordnet sogenannte Rankings von Universitätsinstituten durch, die anschließend vom Verlag der Wochenzeitschrift „Die Zeit“ vermarket und in „Zeit Studienführern“ veröffentlicht und verkauft werden. 2016 wurde erneut das Fach „Anglistik/Amerikanistik“ in das Ranking einbezogen. Bereits im Vorfeld hatte der Deutsche Anglistikverband seine Kritik an den CHE-Rankings bekräftigt und seinen Mitgliedern empfohlen, sich an dem Ranking 2016 nicht zu beteiligen. Auf der Mitgliederversammlung des Deutschen Anglistentages 2015 in Paderborn wurde der förmliche Beschluss gefasst, dass sich die deutsche Anglistik weiterhin nicht an CHE-Rankings beteiligt. Ähnliche Empfehlungen und Beschlüsse liegen ebenfalls vor von der Deutsche Gesellschaft für Amerikastudien und dem Philosophischen Fakultätentag als der hochschulpolitischen Vertretung der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften an den deutschen Universitäten sowie von großen Fachverbänden anderer Disziplinen wie dem Historikerverband und den entsprechenden Organisationen der Soziologie, der Erziehungswissenschaft und der Kommunikationswissenschaft.
Die Kritik des deutschen Anglistikverbandes an den CHE-Rankings bezieht sich primär auf drei Punkte:
1. auf methodische Schwächen, insbesondere die fehlende Repräsentativität
2. auf die äußerst reduktive und undifferenzierte Darstellung der Institute und ihrer Profile im „Zeit Studienführer“
3. auf den erheblichen unentgeltlichen Aufwand des Rankings für die Institute bei gleichzeitiger kommerzieller Nutzung durch das CHE und die „Zeit“
Bemerkenswert ist, dass in der Bewertungstabelle des CHE Institute für Anglistik/Amerikanistik fehlen, die entgegen der Empfehlung des deutschen Anglistikverbandes Daten geliefert hatten oder auf Anordnung der Hochschulleitung hatten liefern müssen. Andererseits hat das CHE Institute in das Ranking einbezogen, die sich definitiv nicht daran beteiligt hatten. Es wurde bekannt, dass Hochschulleitungen nach Gutdünken hinter dem Rücken von Instituten und Fakultäten, die dezidiert beschlossen hatten, sich nicht an dem Ranking zu beteiligen, Daten über Institute an das CHE weitergeleitet hatten.
Wer sich über die Profile der Institute für Anglistik/Amerikanistik in Deutschland informieren möchte, findet ausführliche Informationen auf deren Webseiten. Eine Liste aller Institute befindet sich auf den Webseiten des Deutschen Anglistikverbandes unter <www.anglistenverband.de/derverband/ institute> und AREAS unter <areas-online.com/hochschulen.php>. Wer sich für ein Studium der Anglistik/Amerikanistik interessiert, erhält Aufschlüsse über die Teilfächer, Arbeitsbereiche, Inhalte und Methoden wie auch über die eigene Eignung und Motivation durch die beliebten Online Self-Assessments, die zunehmend von vielen Instituten auf ihren Webseiten angeboten werden.
Stellungnahme des Deutschen Anglistikverbandes zur Beschäftigungssituation des wissenschaftlichen Nachwuchses vom September 2014
Die deutsche Anglistik schätzt sich glücklich, über einen engagierten und hochqualifizierten wissenschaftlichen Nachwuchs zu verfügen. Mit umso größerer Sorge beobachtet der Deutsche Anglistikverband die zunehmend prekäre Arbeitssituation der anglistischen Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. Wie in vielen anderen geisteswissenschaftlichen Fächern auch, ist eine wachsende Anzahl von ihnen u.a. von den folgenden Missständen betroffen:
- kurze Vertragslaufzeiten
- mangelnde Planungssicherheit, was den Fortbestand der Stelle anbelangt
- ungenügende Versorgung mit Vollzeitstellen und Stellenumfang von teilweise weniger als 50%
- unzureichende Anzahl an Dauerstellen
- eklatantes Auseinanderklaffen von formalem Stellenumfang und tatsächlichen Arbeitsanforderungen,
- übermäßiges Lehrdeputat bei gleichzeitiger Qualifikationspflicht
- unsichere Berufsperspektiven innerhalb und außerhalb der Universität
Eine solche Situation ist nicht nur aus arbeitsethischer Sicht kritikwürdig, sie schadet auch der Qualität von Forschung und Lehre: Prekäre Arbeitsverhältnisse erschweren es, Forschungsprojekte zügig und erfolgreich abzuschließen und verhindern den beständigen Ausbau von hochschuldidaktischer sowie administrativer Kompetenz und Erfahrung. Zudem bindet das fortwährende Suchen nach Lösungen aus der schwierigen Stellensituation Ressourcen, die sowohl der Nachwuchs als auch die ihn betreuenden Professorinnen und Professoren nicht für Aufgaben in Forschung und Lehre nutzen können.
Der Deutsche Anglistikverband appelliert daher an Professorinnen und Professoren, an Universitätsleitungen sowie an die verantwortlichen politischen Entscheidungsträgerinnen und -träger, sich für nachhaltige und angemessene Arbeitsbedingungen des wissenschaftlichen Nachwuchses einzusetzen. Folgende Punkte hält der Deutsche Anglistikverband dabei für grundsätzlich erstrebenswert:
- Die Anglistik ist ein Massenfach, in dem der Lehre quantitativ und qualitativ eine hohe Bedeutung zukommt. Gleichzeitig besteht ein Mangel an entfristeten Stellen zur Abdeckung des steigenden Lehrbedarfs sowie zur Bewältigung der umfangreichen Verwaltungsaufgaben, die für das Funktionieren der Institute zentral sind. Der wissenschaftliche Nachwuchs darf in diesem Zusammenhang nicht primär dafür eingesetzt werden, um bestehende Personallücken kostengünstig und kurzfristig zu schließen.
- Wo möglich, sollen Vertragslaufzeiten an Qualifikationszeiten gebunden werden. Vertragslaufzeiten von einer kürzeren Dauer als zwei Jahre sollen nur in begründeten Ausnahmefällen gelten.
- Stellen sollen – außer auf expliziten Wunsch der bzw. des Beschäftigten hin – einen Umfang von 50% nicht unterschreiten. Bei promovierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist eine Vollzeitstelle als Norm anzustreben.
- Stellen mit einem erhöhten Lehrdeputat sind nicht mit Qualifikationsstellen gleichzusetzen. Werden sie mit Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern besetzt, sind sie daher entweder zu entfristen oder das Lehrdeputat muss gesenkt werden, um das Erreichen von Qualifikationszielen überhaupt erst zu ermöglichen.
- Bei Qualifikationsstellen ist dem wissenschaftlichen Nachwuchs eine angemessene Arbeitszeit zur Erfüllung des Qualifikationsziels einzuräumen: Promovieren und Habilitieren dürfen nicht aus dem Arbeitsalltag ausgelagert und faktisch zur ‚Freizeitbeschäftigung‘ deklariert werden.
- Die Schaffung qualitätsgesicherter Tenure-Track-Optionen für herausragende promovierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist entschlossen voranzutreiben.
- Lehraufträge sowie die Pflichtlehre von Privatdozentinnen und -dozenten dürfen nicht vorrangig genutzt werden, um in der Lehre sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse zu ersetzen und die oben erwähnten Lücken im Lehrpersonal kostengünstig zu schließen.
- Vertretungsprofessorinnen und -professoren sind für die Dauer des gesamten Semesters, nicht nur der Vorlesungszeit, zu entlohnen.
- Das Wissenschaftszeitvertragsgesetz mit seiner 12-Jahresgrenze ist auf den Prüfstand zu stellen. Insbesondere ist zu erwägen, wie für hochqualifizierten wissenschaftlichen Nachwuchs adäquate Überbrückungsmöglichkeiten für die Zeit zwischen den Qualifikationsstufen und der Professur sowie sinnvolle Alternativen zur Professur als Karriereziel geschaffen werden können.
Der Deutsche Anglistikverband ist überzeugt, dass nachhaltige Arbeitsbedingungen unabdingbar sind, damit Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler der Anglistik ihre innovativen Ideen auch in Zukunft in die nationale und internationale Forschung und Lehre einspeisen und diese vorantreiben können.